Der Förderverein und der Kampf um den Erhalt des Naturkundemuseums Leipzig
13. Februar 1992
Der Verein der Freunde und Förderer des Naturkundemuseums Leipzig e.V. wird gegründet.
1993
Der Schweizer Rudolf Schlatter wird neuer Direktor des Naturkundemuseums. Er soll das Museum zeitgemäß modernisieren.
7. Januar 1994
Wiedereröffnung nach einer fünf Monate dauernden Schließung für Sanierungsarbeiten. Während der Arbeiten erfolgten auch Untersuchungen zum technischen und planerischen Potential des Hauses. Der Zustand des Tragwerks im Haus wurde als besorgniserregend und die weitere Standzeit als schwer kalkulierbar eingeschätzt. Darüber hinaus stellt die Stadtverwaltung fest, dass das Museum in dem als Schule errichteten Gebäude besucherunfreundlich und altbacken sei. Auch bei Ausbau des Dachgeschosses würde das Raumangebot im Gebäude nicht ausreichend.
Spätestens seitdem ist klar, dass das Museum dringend mehr Platz benötigt.
1994 bis 1996
Ab 1994 erarbeitet die Museumsleitung zusammen mit dem Architekturbüro Haberbeck ein Umbauprojekt, welches 1996 vorgestellt wird. Vorgesehen ist eine Erweiterung des bisherigen Hauses durch unterirdische Ausstellungsflächen unter dem Vorplatz mit einem aufgesetzten gläsernem Kegelstumpf. Die Stadtverwaltung äußert sich zwar positiv zu diesem Projekt, forderte aber, nach Alternativen zu suchen. Unter Verweis auf die Kostenschätzung von knapp 19 Millionen DM wird das Projekt wenig später abgelehnt.
Im Jahr 1995 erfolgen außerdem ergebnislose Sondierungen nach möglichen Alternativstandorten wie einem Gasometer oder einer Industriebrache am Zoo.
1999
Die Stelle eines wissenschaftlichen Assistenten in der Abteilung Botanik wird nach dem Ausscheiden des bisherigen Mitarbeiters gestrichen.
2000
Die Stadtverwaltung erarbeitet einen Plan für einen eingeschränkten Betrieb des Museums mit Personalreduzierung, da man sich außerstande sieht, die Brandschutzauflagen für den regulären Betrieb des Museums umzusetzen. Nach dem vor allem der Förderverein engagiert um die Bewahrung des Naturkundemuseums kämpft und es massiven Protest aus der Stadtbevölkerung gibt, wird im Stadtrat zwar der eingeschränkte Betrieb abgewendet, nicht aber die Stellenkürzungen.
Nach Entlassung der bisherigen Mitarbeiter werden die Abteilung Grafik und Gestaltung sowie die Stelle des Sicherheitsbeauftragten am Naturkundemuseum gestrichen.
2001
Das Architekturbüro Haberbeck legt eine Studie über die Unterbringung des Naturkundemuseums in der Kongresshalle am Zoo vor. Dagegen sprechen sich sowohl der Zoo Leipzig als auch Teile der Stadtbevölkerung aus, die Kongresshalle als Veranstaltungsort gewahrt wissen wollen.
Die Nachrüstung von Brandschutztüren in den Treppenhäusern des Museumsgebäudes beginnt.
2002
Nach erfolgreicher Vorprüfung erstellt das Hochbauamt eine Studie zur Unterbringung von Museumsverwaltung, Werkstätten und Magazinen im Gebäude einer Schule in der Martinstraße.
Nach Entlassung der bisherigen Mitarbeiter werden die letzte Stelle der Abteilung Ur- und Frühgeschichte sowie die Restauratorenstelle für alte Kunstgegenstände und Artefakte gestrichen.
2003
Ein Ingenieurbüros schätzt die Gesamtbaukosten für die Instantsetzung des Museumsgebäudes nach Auslagerung von Verwaltung, Werkstätten und Magazinen auf 4,6 Millionen €, was die Stadtverwaltung als nicht finanzierbar betrachtet. Das gleiche gilt für die Kosten von etwa 3 Millionen € brutto für einen alternativen Plan der Erweiterung des Museumbaus um das Nachbargrundstück Pfaffendorfer Straße 1 mit Ergänzung durch einen Zwischenbau.
Der letzte Präparator des Naturkundemuseums geht in den Ruhestand, woraufhin auch diese Stelle gestrichen wird.
2004
Der Stadtrat hatte die Verwaltung beauftragt, bis zum 30. Juni 2004 ein Entwicklungskonzept für das Naturkundemuseum vorzulegen. Darufhin wird im August eine neue Machbarkeitsstudie vom Architekturbüro Haberbeck vorgelegt, bei der das derzeitige Museumsgebäude in Würdigung des historischen und städtebaulichen Wertes des Standortes als reines Ausstellungsgebäude fungiert und Arbeitsräume, die Magazine und die Werkstätten ausgelagert werden. Die Machbarkeitsstudie wird vom Museumsdirektor mit einem abgestimmten Themenkonzept >Was ist Leben? begleitet. Statt der Festlegung auf den historischen Standort zu folgen, beauftragte der Oberbürgermeister jedoch den Beigeordneten für Kultur mit der Prüfung der AGRA-Flächen als möglichen Standort.
Nach Kürzung von zwei weiteren Stellen hat das Museum keine Verwaltung mehr. Zwar werden Aufgaben der Verwaltung erklärtermaßen vom Kulturamt übernommen, dennoch muss der Direktor einen großen Teil dieser Arbeiten selbst bewältigen. Nachdem ein weiterer Mitarbeiter wegen Perspektivlosigkeit gekündigt hat, wird ein anderer Mitarbeiter auf die Abteilung Bibliothek und Dokumentation umgesetzt, woraufhin dessen bisherige Stelle eines zoologischen Präparators für Wirbellose ersatzlos gestrichen wird.
2005
Die wissenschaftliche Assistentenstelle der Abteilung Geologie wird ersatzlos gestrichen.
Oktober 2006
Wegen fehlender Mittel für die notwendige Installation einer Notbeleuchtung in den beiden Treppenhäusern wird das Konzept des eingeschränkten Betriebes aus dem Jahr 2000 umgesetzt. Das Naturkundemuseum muss seitdem jeweils von Ende Oktober bis Ende März das Haus um 16:30 Uhr schließen. Die Fachgruppen, die bis dahin wochentags fast täglich im Hause aktiv sind und am Bildungsauftrag des Museums seit langem wesentlichen Anteil haben, können nur noch sehr eingeschränkt öffentliche Veranstaltungen im Erdgeschoss durchführen.
2007
Das Kulturamt der Stadt Leipzig legt sich zum bestehenden Standort für das Naturkundemuseum fest. Auf Basis des 2004 erarbeiteten Nutzungskonzepts wird vom Museum eine Entwurfsplanung durchgeführt. Sie beinhaltet die Umgestaltung des Ausstellungsgebäude und den Neubau eines Funktionsgebäudes. Die geschätzten Kosten belaufen sich auf insgesamt 8.7 Millionen €, davon 7.6 Millionen € für das Stammhaus und 1 Millionen € für den Neubau.
Ein Wissenschaftlicher Beirat wird berufen, der die weitere Entwicklung des Museum fachlich begleiten sollte.
Mit Ruhestand des bisherigen Kurators der Abteilung Wirbeltierzoologie wird diese Stelle gestrichen.
2008
Auf Empfehlung des wissenschaftlichen Beirates wird ein Konzept Naturkundemuseum Leipzig - Schulterblick in Auftrag gegeben, wofür der Stadtrat 30.000 € bewilligt.
Nach einer weiteren Stellenstreichung hat die Abteilung Geologie keinen Kurator mehr und dem Direktor des Naturkundemuseums wird zusätzlich zu seinen anderen Aufgaben die Betreuung der geologischen Sammlungen übertragen. Zum Ende des Jahres geht außerdem der Kurator der Abteilung Botanik in den Ruhestand. Auf Drängen des Direktors und des Wissenschaftlichen Beirates wird die Stelle eines Präparators, befristet auf zwei Jahre, neu besetzt. Dem Bewerber wird zusätzlich noch die Betreuung der Wirbeltiersammlungen übertragen.
2009
Unter dem Leitthema Das Wechselspiel zwischen Mensch und Natur am Beispiel der Kulturlandschaft um Leipzig wird das vom Wissenschaftlichen Beirat initiierte Konzept vorgestellt, welches die Dauerausstellung in die Grundelemente Wasser, Feuer, Erde und Luft unterteilen will. Dieses Konzept wird vom Museum und vom Förderverein abgelehnt, da es zur Präsentation von Teilaspekten der Lebensräume auf unterschiedlichen Etagen führen würde und im Widerspruch zur bisher am Leipziger Naturkundemuseum praktizierten ganzheitlichen ökologischen Darstellung steht.
Trotz der 2007 erfolgten Festlegung des Kulturamtes zum Standort lässt der im April neu berufene Kulturbürgermeister die Untersuchung neuer Standorte für das Museum wieder aufnehmen.
Auf Drängen des Wissenschaftlichen Beirats wird die Stelle eines Botanikers neu besetzt.
2010
Als Antwort zum Konzept Feuer, Wasser, Erde, Luft des Wissenschaftlichen Beirats legt der Direktor des Naturkundemuseums das Konzept 50 Millionen Jahre Klima- und Landschaftsgeschichte vor, welches unter dem Grundgedanken einer Zeitreise einen zusätzlichen Sammlungs- und Ausstellungsschwerpunkt als Klima- und Landschaftsarchiv Mitteldeutschlands hat. Damit würde die Dauerausstellung zusätzlich ein regionales Element mit überregionaler Bedeutung erhalten.
Im Laufe des Jahres erfolgt der Neuaufbau der Präparationswerkstatt mit 40.000 € aus Mitteln des Konjunkturpaket II. Dessen ungeachtet ist die Stadtverwaltung nicht bereit, den vorläufig auf zwei Jahre befristeten Vertrag des Präparators entsprechend der Verlängerungsoption zu entfristen.
im September 2010
Der Oberbürgermeister erklärt die vorläufige Schließung des Naturkundemuseums aufgrund ausbleibender Mittelzuweisungen durch den Freistaat Sachsen als alternativlos. Bei der Stadt gehen daraufhin rund 50 Petitionen gegen die drohende Schließung des Naturkundemuseums ein, wobei die vom Förderverein initiierte Petition in kurzer Zeit von mehr als 23.000 Bürgern unterschrieben wird.
2011
Der Stadtrat folgt trotz massiver Bürgerproteste einer Verwaltungsvorlage zur weiteren Kürzung der finanziellen Mittel für das Naturkundemuseum. Im Sommer ist das Museum dann faktisch pleite, kann aber durch Umschichtungen im Kulturamt und mit finanzieller Unterstützung des Fördervereins noch weiter arbeiten.
Auf massiven, auch seitens des Fördervereins initiierten, öffentlichen Druck wird die Stelle des Präparators erneut ausgeschrieben und der bisherige Mitarbeiter wieder eingestellt.
24. August 2011
Der Stadtrat beschließt die Erarbeitung eines Masterplanes für die Zukunft des Naturkundemuseums.
23. November 2011
Das Kulturamt verkündet die sofortige und unbefristeten Sperrung der Dauerausstellung aus brandschutztechnischen Gründen.
7. Februar 2012
Der Förderverein protestiert mit der Virtuellen Ausstellung in Form von Fotos der Ausstellungsräume gegen die Schließungsanordnung des Kulturamts.
23. März 2012
Der Auftrag für die Erstellung eines Masterplans für ein neues Naturkundemuseum Leipzig wird erteilt, welcher bis September fertiggestellt sein und als Grundlage für weiteres Verwaltungshandeln dienen soll. Im Vorfeld wird versucht, den Auftrag um die Einbindung des Fördervereins bei der Konzeptentwicklung zu erweitern. Diese vom Museumsdirektor unterstützten Bemühungen scheitern jedoch an der zuständigen Kulturverwaltung der Stadt.
Auf seiner Mitgliederversammlung am selben Tag beschließt der Förderverein ein eigenes Positionspapier für ein neues Naturkundemuseum in Leipzig.
5. Juni 2012
Das 100jährige Jubiläum der Eröffnung der Dauerausstellung des Naturkundlichen Heimatmuseums wird vom Förderverein mit einem kleinen Festakt und der Übergabe einer Baumspende vor dem Museum begangen. Die Stadt Leipzig beschränkt ihre anlassbezogenen Aktivitäten auf die Entsendung einer Vertretung zur Veranstaltung des Fördervereins.
7. Juli 2012
Unter dem Motto Mein Herzblut für das Naturkundemuseum setzt der Förderverein zusammen mit den Fachgruppen und seine institutionellen Mitgliedern die Feiern zum Jubiläumsjahr mit einem Museumsfest vor dem Naturkundemuseum fort.
November 2012
Nach der Abarbeitung von Brandschutzauflagen dürfen wieder Gruppen bis maximal 15 Personen durch die Dauerausstellung geführt werden. Für Individualbesucher bleibt die Dauerausstellung auf unbestimmte Zeit gesperrt.
28. März 2013
Die Dauerausstellung des Museums hat an Wochenenden und Feiertagen wieder wieder für Individualbesucher geöffnet, allerdings immer nur für 15 Besucher gleichzeitig. Es kommt zu Warteschlangen vor dem Museum.
Mai 2013
Der Masterplan zum Naturkundemuseum wird dem Stadtrat übergeben. Die erst für September 2012 und dann für Januar 2013 angekündigte Veröffentlichung des Masterplanes verzögerte sich, da der Oberbürgermeister erneut weitere Standorte zur Prüfung in Auftrag gegeben hatte. Untersucht wurden zehn Standorte in Leipzig, wovon drei für eine engere Auswahl empfohlen werden. Neben einem Neubau für etwa 14,3 Millionen € gehören die Ertüchtigung des derzeitigen Standorts für etwa 15,8 Millionen € und der Umbau des ehemaligen Bowlingtreffs am Wilhelm-Leuschner-Platz für etwa 12,3 Millionen € zu den Favoriten. Für den laufenden Museumsbetrieb im Bowlingtreff werden deutlich höhere Betriebskosten für Wärmeenergie im Vergleich zu den beiden anderen Favoriten prognostiziert.
19. Juni 2013
Der Förderverein fordert in einem Offenen Brief an den Oberbürgermeister mehr Transparenz bei der Bewertung des Masterplans und endlich substanzielle Schritte für eine Entwicklung des Museums.
Sommer 2013
Die Stelle des Museumsdirektors wird zum 1. Februar 2014 ausgeschrieben. Der ausgewählte Bewerber zieht sein Zusage später wegen der fehlenden verbindlichen Perspektive für
das Museum zurück.
6. Januar 2014
Der Museumsdirektor Rudolf Schlatter wird in den Ruhestand verabschiedet. Eine Ausschreibung für einen neuen Direktor erfolgt nicht.
4. November 2014
In der Dienstberatung des Oberbürgermeisters wird die Verwaltungsvorlage Naturkundemuseum Leipzig – Grundsatzbeschluss über die mittelfristige Neuausrichtung des Museums bestätigt und soll dem Stadtrat zur Beschlussfassung im Dezember übergeben werden. Die Verwaltung schlägt vor, das Naturkundemuseum am bisherigen Standort zu belassen und das Gebäude grundlegend zu sanieren. Aus finanziellen Gründen wird ein Ergänzungsbau ebenso wenig wie der ehemalige Bowlingtreff als Alternativstandort verfolgt. Die Stelle des Direktors soll bis Mitte 2015 neu besetzt werden.
24. April 2015
Die Kultur- und der Finanzbürgermeister der Stadt präsentieren statt des erwarteten Beschlussvorschlags zur Ertüchtigung des bisherigen Museumsstandortes einen neuen Prüfvorschlag: Als möglicher Standort für das Naturkundemuseum wird die Halle 7 auf dem Gelände der Baumwollspinnerei bis Ende Juli 2015 hinsichtlich der baulichen Eignung, der Finanzierbarkeit und der Rahmenbedingungen (Verkehrsanbindung usw.) in Leipzig Plagwitz geprüft. Dem vorausgegangen war ein Angebot des Eigentümers sowie in Aussicht stehende Fördermittel für die Entwicklung des Spinnereiareals seitens des Freistaats Sachsen. Im Prüfvorschlag wird neben der Etablierung eines Theaterhauses in Halle 7 die Unterbringung des Naturkundemuseums auf den verbleibenden zwei Etagen genannt. Von verschiedenen Seiten wird auf die schlechte Erreichbarkeit und die kritische Statik der Halle 7 hingewiesen.
5. November 2015
In der Antwort auf eine Petition zum Stand der Planungen rund um das Naturkundemuseum wird offenbar, dass das Kulturdezernat die Ertüchtigung des bisherigen Standorts bereits seit Monaten zugunsten der Spinnerei aus dem Verfahren genommen hat.
19. November 2015
In einem Beschlussvorschlag von drei Stadträten wird auf das Verstreichen mehrerer durch die Verwaltung zugesagter Termine (Ende Juni [2015], Ende Juli [2015], Ende September [2015]) für ein bauliches Gutachten zur Halle 7 auf dem Spinnereigelände als notwendiger Grundlage für die zu erstellenden Förderanträge sowie auf den Widerspruch zur Aussage derselben Verwaltung, dass eine Förderung noch 2015 benatragt werden sollte, hingewiesen.
Dezember 2015
Die Stadtverwaltung präsentiert eine Beschlussvorlage für die Nutzung der Halle 7 in der Spinnerei durch das geplante Theaterhaus und das Naturkundemuseum. Es wird deutlich, dass die in der Vorlage aufgeführten externen Fördergelder nur für die kombinierte Nutzung der Halle 7 gelten. Während für das Theaterhaus konkrete Kostenplanungen genannt werden, fehlen solche Zahlen sowohl für das Naturkundemuseum als auch für die sich abzeichnende Notwendigkeit einer verbesserten Anbindung des Gelände durch den Öffentlichen Nahverkehr.
Neben vielen anderen Aktteuren äußert sich der Arbeitskreis Naturkundemuseum beim Forum Bürgerstadt Leipzig in einer Anfrage an den Stadtrat kritisch zu den Plänen der Verwaltung, die Planung allein auf die Immobilienfrage zu beschränken und den Bedürfnissen der Nutzergruppen eines Naturkundemuseums scheinbar keinerlei Beachtung zu schenken.
Der Förderverein weist ebenfalls auf zu erwartende Nachteile des Spinnereigeländes wie deutlich höhere Investions- und Betriebskosten sowie Probleme bei der Erfüllung von Bildungsaufgaben entsprechend dem im Masterplan der Stadtverwaltung erfolgten Standortvergleich hin. Der Verein unterbreitet den Vorschlag, die Ausstellungsflächen am bisherigen Standort zu belassen und nur die Arbeitsräume auf das Spinnereigelände zu verlegen. Die nicht vom Museum benötigten Flächen in der Halle 7 könnte für den von anderen städischen Museen ebenfalls angemeldeten Platzbedarf genutzt werden.
20. Januar 2016
Im Stadtrat wird der Umzug des Naturkundemuseums in die Halle 7 der Spinnerei beschlossen. Die Neueröffnung wird auf 2020 festgelegt. In der Beschlussvorlage sind Kosten von etwas mehr als 10 Millionen € genannt, wobei die ebenfalls erwähnten Schadstoffbelastungen sowie eine eventuell doch nötige Verbesserung der Nahverkehrsanbindung nicht beziffert sind.
In der Stadtratsdiskussion wird auch der Denkmalschutz als Hindernis für eine Sanierung des derzeitigen Museumsgebäudes dargestellt und die Nutzung des zu erwartenden hohen Erlöses aus dem Verkauf der städtischen Immobilie vorgeschlagen. Wie ein hoher Erlös bei angeblich bestehender starker Nutzungseinschränkung aufgrund des Denkmalsschutzes erzielt werden soll, bleibt offen.
1. Dezember 2016
Ronny Maik Leder wird neuer Direktor des Naturkundemuseums.
15. Juni 2017
Kurz nachdem die langjährige Vorsitzende des Fördervereins Rosmarie Heyde die Vorstandsarbeit an ihre Nachfolger übergeben hat, erhält sie die Goldene Ehrennadel der Stadt Leipzig durch den Oberbürgermeister verliehen. Gelobt wurde ihre konstante Präsenz [...] vor Verwaltung und bei den Stadträten im Kampf zum Erhalt des Naturkundemuseums.
20.09.2017
Mit dem Planungsbeschluss zum Naturkundemuseum in der Halle 7 beginnt die General- und Museumskonzeptplanung für den geplanten Standort. Parallel beginnen Verhandlungen über die Mietkonditionen für das Museum.
I. Quartal 2018
Das europaweite Ausschreibungsverfahren wird durchgeführt und Aufträge für die ersten Leistungsphasen vergeben.
23. August 2018
Der Museumsdirektor, die Kulturbürgermeisterin und ein Vertreter der Leipziger Entwicklungsgesellschaft LSEG präsentieren detaillierte Ergebnisse aus dem bisherigen Plaungsverlauf für den Umzug des Museums in die Spinnerei: Statt der bisher veranschlagten 10 Millionen € rechne man jetzt wegen des baulichen Zustands der Halle 7 mit Kosten von mehr 37 Millionen € für Umbau und Umzug. Das geplante museale Konzept sei zudem am bisher vorgesehen Standort nicht umsetzbar. Die Stadtverwaltung will dem Stadtrat vorschlagen, die Spinnerei nicht mehr als Museumsstandort vorzusehen.
Es wird bekannt, dass von der Stadt bereits ein Mietvertrag über die für das Museum geplanten Flächen abgeschlossen wurde.
November 2018
Beschluss der Aufhebung der Standortentscheidung für die Spinnerei. In der Verwaltungsvorlage wird deutlich, dass bisher weder Grundstückskosten noch die notwendige Anpassungen an die ungeeigneten Raumhöhen in der Halle 7 berücksichtigt wurden. Als Basis der bisherigen Kalkulationen hatte die Verwaltung zudem die Anforderungen aus dem Masterplan Naturkundemuseum aus dem Jahr 2012 verwendet, die inzwischen als überholt galten. So erwiesen sich beispielswiese auch die eingeplanten Flächen für das Museum als deutlich zu klein.
September 2018
Ein Antrag im Stadtrat auf Festlegung des bisherigen Standorts für das Museum wird abgelehnt.
Januar 2019
Ein erneuter Antrag im Stadtrat auf Festlegung des bisherigen Standorts für das Museum wird zurückgezogen.
August bis Dezember 2019
Das Amt für Gebäudemanagement der Stadt Leipzig erstellt eine neue Standortanalyse für das Museum und präsentiert den ehemaligen Bowlingtreff am Wilhelm-Leuschner-Platz als Favoriten. Neben der möglich scheinenden Ertüchtigung des geschützten Bestandsgebäudes spielen auch die eingeschränkten Möglichkeiten des in städtischem Besitz befindlichen Bowlingtreffs für andere Nautzungsformen ein Rolle.
Der Versuch der Stadt, den Bowlingtreff an private Investoren zu veräußern, schlug kurz zuvor fehl.
Sommer 2020
Der Umbau des ehemaligen Bowlingtreffs zum neuen Naturkundemuseum wird vom Finanzbürgermeister auf etwa 38 Millionen € geschätzt. Zugleich zeichnet sich ab, dass zukünftig weitere Flächen für ein externes Depot benötigt werden, wofür von zusätzlichen 16 Millionen € ausgegangen wird.
14.10.2020
Die Vorlage Naturkundemuseum Leipzig - Grundsatzbeschluss und Standortentscheidung (Maßnahme des Arbeitsprogramms 2023) wird vom Stadtrat angenommen. Die erwarteten Kosten für den Umbau des ehemaligen Bowlingtreffs zum Naturkundemuseum betragen 38,9 Millionen €. Vor der Abstimmung wurde auch die bisher nicht erfolgte Prüfung der Wände des Bowlingtreffs gegen das anstehende Grundwasser thematisiert.
28. April 2021
Mit dem Planungsbeschlussgab beginnt der offizielle Startschuss für den Umbau des Bowlingtreffs zu einem neuen Museumsbau.
Mai 2022
Die europaweiten Vergabeverfahren für die Umbaumaßnahmen werden abgeschlossen.
Dezember 2022
Eine Beschlussvorlage des Amts für Gebäudemanagement zu vorgezogenen Baumaßnahmen am Bowlingtreff wird vom Stadtrat angenommen. Im Verwaltungsantrag werden Schadstoffbeseitigungen genannt und die Notwendigkeit beschrieben, durch Abbruch- und Entkernungsarbeiten sowie Gebäudesicherungsmaßnahmen und einer Querbelüftung die vorhandene Feuchtigkeit vor dem eigentlichen Baubeginn 2024 zu bekämpfen. Die Gesamtinvestitionskosten für den Umbau des Bowlingtreffs werden von der Stadt inzwischen auf 52,6 Millionen € geschätzt. Für das Vorhaben wurden Fördermittel aus dem Strukturwandelprogramm des Bundes beantragt.
28. September 2023 Bundesweit drastisch gestiegene Baukosten und neue detaillierte Bauzustandsuntersuchungen zwingen die Stadt zur Anpassung der Baukostenkalkulation und damit des Planungsbeschlusses.
Nunmehr werden 77 Millionen € für den Bau prognostiziert, wofür auf eine Förderquote von bis zu 90 % gehofft wird. Zusätzlich steigen die Planungskosten von 2 auf 3,3 Millionen €.
11. Juni 2024
Ministerpräsident Michael Kretschmer übergibt eine Absichtserklärung über die Förderung bei Umbau des Bowlingtreffs zum neuen Naturkundemuseum in Höhe von 74 Millionen €. Die geschätzten Gesamtbaukosten betragen aktuell 83,4 Millionen €.
21. November 2024
Der Leipziger Stadtrat stimmt mit knapper Mehrheit gegen den erst zwei Tage vor der Sitzung eingebrachten Antrag zum Stoppen der Planungen für die beschlossene Ertüchtigung des ehemaligen Bowlingtreffs als neuen Standort des Naturkundemuseums ab. Als Grund für diesen plötzlichen Antrag wurde parteipolitisches Kalkül mit Blick auf die kommenden Neubildungen der Sächsischen Landes- und der Bundesregierung vermutet.